
Arbeitslosenzahl im Mai nur leicht gesunken - Sorge um Jobmarkt wächst

Anhaltende Konjunkturschwäche und weltwirtschaftliche Unsicherheiten haben die Frühjahrsbelebung am deutschen Arbeitsmarkt weitgehend abgewürgt. Die Arbeitslosenzahl sank im Mai im Vergleich zum Vormonat nur leicht um 12.000 auf 2,919 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg am Mittwoch mitteilte. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent zurück, im Vergleich zum Mai 2024 lag die Arbeitslosenzahl um rund 197.000 höher.
BA-Chefin Andrea Nahles warnte vor zunehmenden Problemen. "Der Arbeitsmarkt bekommt nicht den Rückenwind, den er für eine Trendwende bräuchte. Daher rechnen wir für den Sommer auch mit weiter tendenziell steigenden Arbeitslosenzahlen", erklärte sie am Mittwoch.
Auch Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) äußerte sich besorgt. "Die angespannte wirtschaftliche Lage ist gerade in der Industrie sichtbar. In vielen Unternehmen stehen aktuell Arbeitsplätze im Feuer", erklärte sie in Berlin. Deutschland brauche "dringend wirtschaftspolitische Impulse".
Die Zahl der sogenannten Unterbeschäftigten, zu denen neben Arbeitslosen auch Teilnehmer von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und kurzfristig Erkrankte gehören, lag nach BA-Angaben im Mai bei 3,602 Millionen. Das waren etwa 58.000 mehr als im Mai 2024. Konjunkturelle Kurzarbeit wurde demnach bis einschließlich 22. Mai für 33.000 Beschäftigte angezeigt.
Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld stehen der Behörde zufolge bis März zur Verfügung. In dem Monat wurde es nach vorläufigen Hochrechnungen an etwa 248.000 Beschäftigte ausgezahlt. Die Zahl der Bezieher lag um 38.000 über dem Vergleichswert von März 2024.
Analyst Martin Müller von der Kfw-Bankengruppe rechnet kaum noch mit einer Trendwende im laufenden Jahr. "Der Arbeitsmarkt leidet weiterhin unter den Absatz- und Kostenproblemen der deutschen Wirtschaft", erklärte er. Wegen einer langen Stagnationsphase zögerten viele Unternehmen bei der Neueinstellung von Personal. Es bestehe aber "die Aussicht", dass die von der Regierung angekündigten Investitionspakete in den nächsten Jahren einen "spürbaren konjunkturellen Impuls" auslösten.
Auch Bas verwies auf die von der schwarz-roten Koalition angekündigten Maßnahmen. Die Zahlen vom Arbeitsmarkt "zeigen auch, wie wichtig das Konjunktur- und Investitionsprogramm der neuen Bundesregierung ist", erklärte die Ministerin. Diese plant unter anderem ein 500 Milliarden Euro großes Sondervermögen für Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz.
Aus der Wirtschaft kam der Ruf nach niedrigeren Sozialabgaben und Kritik an Überlegungen zur Erhöhung des Mindestlohns. Eine "staatliche und damit fehlgeleitete Lohnpolitik" würde "jede aufkeimende Entspannung auf dem Arbeitsmarkt im Keim ersticken", erklärte der Präsident der Vereinigung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Rainer Dulger. Niedrigere Sozialausgaben seien "der bessere Weg zu einem gesunden Arbeitsmarkt".
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warb für Weiterbildung. Diese sei in unsicheren Zeiten "das sicherste Mittel" zur Standortsicherung", erklärte dessen Vorstandsmitglied Anja Piel. Es sei der richtige Zeitpunkt für eine "Qualifizierungsoffensive" durch Bundesagentur für Arbeit und Jobcenter.
A.Desjardins--SMC